Wenn ich in den vergangenen Jahren nach Schönebeck gefahren bin, so habe ich in einer der besten Vereinskneipen der Region einen Kaffee genossen und über Fußball gefachsimpelt, diesmal gab's dazu sogar den Formel 1-Sieg von Sebastian Vettel. Danach hingegen war meist der Spaß vorbei. Das lag nicht immer - so auch am Sonntag - an den Leistungen unserer Mannschaften, sondern an der Art und Weise, wie man ihnen begegnete. Zunächst auf dem Platz, dann neben dem Platz.
Aber der Reihe nach: Unsere A-Jugend gewann die bedeutungslose Ballbesitzwertung (70:30), hatte mehr Torchancen (10:4), beging erheblich weniger Foulspiele und verlor wegen mangelnder Konsequenz vor dem gegnerischen Tor, wegen unnötiger Gegentore und der gegnerischen Zweikampfführung der Gastgeber, die von Beginn an hellwach waren, denen aber gelegentlich alle Mittel Recht waren. Felix Christoph, diesmal von Beginn an auf der rechten Seite, hatte keinen einzigen Zweikampf ohne Trikotziehen, dann noch einen Bodycheck, den der Schiedsrichter nicht einmal mit einem Freistoß ahndete.
Gute Chancen hatten in der Anfangsphase Paul mit einem Kopfball aus kurzer Distanz, dann Moritz, der nach einem Stockfehler der Gastgeber im Spielaufbau knochenfrei war, doch der Ball war auf dem "falschen" Fuß und der gute Keeper der Schönebecker konnte auch diese Chance zunichte machen. Der Ball lief gar nicht schlecht, die technische Überlegenheit war offensichtlich, Schönebeck spielte die Bälle entweder lang nach vorne oder - Stichwort: "löschen" - prügelte die Pille bei brenzligen Situationen ins Seitenaus. Diese Taktik ist selten schön, aber manchmal eben erfolgreich - zumal ja Fußball die Mannschaftssportart ist, in der - im Gegensatz etwa zum Volleyball - die technisch bessere Mannschaft häufig mal verliert. Der erste Angriff der Schönebecker, der nach Fußball aussah, führte über die rechte Angriffsseite prompt zum 1:0-Führungstreffer, als eine Flanke sich zum Torschuss entwickelte und zeitlupenmäßig ins lange Eck hineinfiel. Dann noch eine Chance, diesmal nach schlechtem Abwehrverhalten nach einem Einwurf und einer erstklassigen Flanke - und schon stand es, wie aus dem Nichts, 2:0.
TuS 1860 gelang es erst kurz vor dem Halbzeitpfiff, aus den Chancen auch Zählbares herauszuholen. Schon Jonas hätte das Tor in Überzahl vor dem gegnerischen Keeper machen müssen. In sein Abspiel auf den noch besser postierten Mitspieler spritzte aber ein Schönebecker Verteidiger. Glücklicherweise prallte der Ball aber zum mitgelaufenen Moritz, der keine Mühe hatte, den Anschlusstreffer zu erzielen.
Halbzeit 2, unverändertes Spiel, weiterhin mit deutlichem Chancenplus für TuS. Aber vor allem Florian Thumm hatte kein Torglück. Aus vier Metern allein vor dem Tor prallte ihm die Freistoßflanke von Jonas vom Fuß und rollte knapp am verdutzten Torhüter, aber auch um Zentimeter am Pfosten vorbei. Leider musste Maximilian vom Platz, auf den es Lucas Tann (schon bei der Erwärmung) und Willi Stieger (war erst gar nicht dabei) nicht geschafft hatten - die Konsequenzen des Einsatzes der A-Jugend für die 1. Herrenmannschaft sind unübersehbar. Der Respekt der eingesetzten B-Junioren bei der Zweikampfführung waren unübersehbar. Doch bei allen Widrigkeiten war eigentlich alles drin - doch dafür hätten einige in Schwarz-Gelb ihre Top-Leistung abrufen müssen. Mit dem Sonntagstor zum 3:1, dem unsere Verteidigung einigermaßen tatenlos zusah, war die Messe gelesen. Dass trotz der Führung der Gastgeber unsere Spieler, die wieder außerordentlich fair auftraten (Platz 2 der Fairnesswertung), von Zuschauern und vom gegnerischen Trainer beleidigt wurden, gehört zu den Umständen, weshalb ich nicht so gerne nach Schönebeck fahre.