Es war ein Spiel, das viel aussagt über den Verlauf der A-Jugend-Verbandsliga-Saison. Piesteritz ist Vorletzter der Tabelle, schleppt sich mit einer Mindestbesetzung durch die Saison, hatte auch an diesem Spieltag nur elf Mann an Bord. Der Verein verfügt über ein sehr schönes Fußballgelände, von den Umkleiden bis zur Vereinskneipe, mit einem schönen großen Platz für die Verbandsliga-Herren und einem hervorragenden Kunstrasenplatz nebenan, dazu kommen noch Kleinstfelder zum Kicken für die unterschiedlichsten Gelegenheiten, Unterstände für Feiern aller Art. Eine D-Junioren-Talenteliga-Mannschaft gewann vor dem A-Jugend-Spiel unter dem Beifall vieler Eltern, vor den Umkleidekabinen stand ein Auto der Felix-Magath-Fußballschule. Entwicklung ist möglich, aber nur unter schwierigen Bedingungen. Offensichtlich ist es selbst im Fußballparadies Piesteritz schwer, die älteren Jahrgänge zu binden.

Auch unser A-Jugend-Team war nicht vollzählig, mit gerade zwölf Spielern am Start, außerdem hatten Hendrik Köppe und Maximilian Tewes bereits am Vortag bei den I. Herren ausgeholfen. Aber nach fünf Minuten war ich eigentlich überzeugt, dass es wie im Hinspiel einen hohen, vielleicht sogar zweistelligen Sieg geben würde. Nach schönem Passspiel auf der rechten Seite setzte sich Florian Thumm durch, doch Florian Bauch konnte nach nicht einmal einer Minute den Ball aus vier Metern nicht über die Linie bringen. So ging's weiter: Chancen am laufenden Band, z.T. drückende spielerische Überlegenheit, kaum Gegenwehr der Heimmannschaft, die große Probleme hatte, ins Spiel zu finden. Es dauerte bis zur 6. Minute, bis aus der Überlegenheit auch etwas Zählbares wurde. Und Florian Bauch verwandelte (natürlich) den schwierigsten Ball, der ihm vor die Füße fiel - ein Eckball von Raman Omar. Er nahm die Kugel volley mit Links aus zwölf Metern schräg versetzt vom 2. Pfosten, neben dem der Ball unhaltbar für den starken Torhüter der Piesteritzer einschlug. Wer jetzt gedacht hätte, das geht munter so weiter, der hatte sich getäuscht. Der Gastgeber arbeitete sich langsam ins Spiel, unsere Mannschaft stellte phasenweise die Arbeit ein. Man dachte wohl, dass heute alles im Schlafwagentempo nach Hause zu schaukeln wäre. Aber denkste: Piesteritz machte aus null Chancen den Ausgleich, denn der Wind drückte einen Eckball hoch ins lange Eck (18.). Der Spielverlauf war auf den Kopf gestellt.

Die Unsicherheiten im Spielaufbau häuften sich, Piesteritz machte jetzt die Räume eng, es fehlte bei den Tigers die Präzision beim letzten Pass - und natürlich das Torglück bei den immer noch reichlich vorhandenen Chancen, z.B. bei einem tollen Heber von Florian von der Strafraumkante, der m.E. hinter der Linie aufschlug (ähnlich wie der Siegtreffer des deutschen Eishockeyteams bei der WM gegen Lettland). Doch der Schiedsrichter hatte es anders gesehen. Und so mussten wir noch bis zur 45. Minute warten, bis uns Florian Bauch mit seinem zweiten Tor erlöste.

Es konnte nur besser werden, dachten wir. Nix da - Maximilian Tewes musste schon in der ersten Hälfte raus, machte für Max Lakatsch Platz, der sich aber wenigen Minuten in der 2. Hälfte einen Pferdekuss zuzog und ebenfalls auf der Bank Platz nehmen musste. Mehr als 30 Minuten Überzahl für die Gastgeber, die daraus aber nichts machten. Im Gegenteil: Denn sie waren offenbar auch nicht gerade im besten Trainingszustand und das Spiel auf dem großen Platz hatte viel Kraft gekostet. So war's nur eine Frage der Zeit, bis das technisch bessere Team wieder zuschlagen konnte. Florian Bauch mit seiner dritten "Bude" und dann mit einem Assist kurz vor Schluss, als er Florian Thumm den Ball zum 4:1-Endstand servierte, sorgte für die Entscheidung. Wer weiß, wie's gelaufen wäre, hätte Trainer Matthias Biggen nicht den mit Abstand besten Spieler auf dem Feld, Jonas Kliche, nach dem Ausscheiden von Max in die Innenverteidigung gestellt. Jonas gewann fast alle Zweikämpfe, spielte die besten Pässe und motivierte - zusammen mit Jan - die manchmal sehr lethargischen Mitspieler, die nach dem tollen 5:1 gegen den Tabellenführer wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen sind. Immerhin: 4:1 gewonnen, zwei Plätze in der Tabelle geklettert, auf Platz 3 angekommen. Der soll im nächsten Spiel gegen Gardelegen möglichst verteidigt werden.

 

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