zur Galerie hier klickenThe Fog - Deutscher Untertitel: Der Nebel des Grauens. Das ist ein Horrorfilm, erstmals 1980 inszeniert von John Carpenter. 2005 gab's ein Remake. Man kann diesen Film gelegentlich nach 22 Uhr sehen. 14- oder 15-Jährige, in der Fußballersprache sind das B-Jugendliche, dürfen ihn eigentlich nicht sehen (FSK 16).

 

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Im Nebel fuhren wir heute nach Schönebeck. An "The Fog" musste ich da noch nicht denken - erst unmittelbar nach dem Anpfiff. Eine Stunde vor Spielbeginn waren wir da. Der erste Eindruck war besonders positiv. Ein Zwergenkick auf dem Nebenplatz, 50 Zuschauer, motivierte Kids, Foulspiele gibt's in dieser Altersklasse höchstens höchst unbeabsichtigt. Das wird anders, wenn die Kids älter werden.

Morgens, halb zehn im Nebel, ist's ganz schön schattig&kalt. Auf dem Weg zum großen Stadionplatz steht eine kleine Kneipe. In Grün und Weiß, den Vereinsfarben, schön warm, freundliche Wirtsleute, ein heißer Tee bzw. Kaffee, im Hintergrund lief die Bundesliga - wir fühlten uns fast wie bei "Schmitti". Jedenfalls vorbildlich für viele andere Vereine. Und ebenso vorbildlich die Sponsorentafel direkt am Platzeingang, auf der diejenigen Unternehmen aufgelistet sind, die den Verein fördern.

 

Mit Anpfiff war aber jede Freundlichkeit vorbei. Die "Taktik" des Gastgebers, der sich offenbar für das 0:8 in Hettstedt rehabilitieren wollte, zuhause beispielsweise gegen Aschersleben nur knapp verloren hatte, war klar: Hinten sicher stehen. Lange Bälle nach vorne prügeln. Mal gucken, was dann passiert. Zwischendurch bei Bedarf die Gegenspieler hart rannehmen, dabei gucken, was der Schiri toleriert. Der tolerierte anfangs alles, zog viel zu spät den gelben Karton für Brutalattacken, denen besonders Lukas L. ausgesetzt war. Dieser wurde allein in der ersten Halbzeit viermal per Bodycheck und auf andere Art zu Boden gestreckt, stand aber klaglos wieder auf.

Leider nutzte unsere Mannschaft die ersten Gelegenheiten nicht. Zweimal hatte Andreas gute Kopfballchancen. Auch Lukas L. blieb der verdiente Treffer versagt, weil der Torwart bei einem Alleingang die kurze Ecke gut abdeckte. Freistöße von Max und Lukas fanden nicht den Weg ins Tor. Und wie's dann so läuft: ein langer Ball über die rechte Seite, ein Stürmer der Gastgeber allein vor Basti, doch zum Glück ging der Schuss am langen Eck vorbei. Durchatmen.

Dann noch einmal Stress für die Fans auf den Zuschauerrängen: Zweimal reagierte Basti fantastisch, als derselbe Stürmer sich durchspielte. Zusammen mit Lukas D. und Marigon konnte die Situation geklärt werden. Zur Halbzeit stand's 0:0 - trotz Chancenplus hätte TuS 1860 sich auch nicht beschweren können, wenn der Gastgeber in Führung gelegen hätte.

 

In der Halbzeitpause redeten die Trainer ihrem Team ins Gewissen. Es nützt halt nix, sich über den Schiri aufzuregen, über die Gegenspieler oder - aus Frust - auch mal über die Mitspieler zu beklagen.

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Zwischenbemerkung: Die Theorie der rationalen Erwartungen ist eine makroökonomische Theorie, für die Robert E. Lucas 1995 den Wirtschaftsnobelpreis erhielt. Die Theorie wird verwendet, um zu modellieren, wie wirtschaftliche Erwartungen gebildet werden. Wendet man die Theorie auf Fußball an, so gehört es zur Theorie der rationalen Erwartungen, dass man in einem Auswärtsspiel mit einem Schiedsrichter zu tun hat, der manchmal, öfter oder immer für die Heimmannschaft "richtet". Sich davon NICHT beeindrucken zu lassen, vielmehr gelassen zu bleiben, im Idealfall TROTZDEM zu gewinnen, ist eine enorme intellektuelle Leistung.

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Das Trainerwort fand den Weg durch's Ohr in den Kopf der Spieler. Sie spielten in der zweiten Hälfte besser,  vor allem besser zusammen. Vielleicht lag's auch an der Sonne, die durch die Nebelwand kam. Und als dann Benedikt auf der rechten Seite freigespielt wurde und dann eine Traumflanke in den Fünfmeterraum brachte, tauchte Andreas tief und platzierte seinen Flugkopfball unhaltbar für den guten Schönebecker Keeper im Netz. 1:0! Kein Grund zum Übermut: wenig später ein unnötiger, aber berechtigter Freistoß für die Gastgeber. Ca. 35 Meter vom Tor entfernt. Der Ball war lange unterwegs, fiel dann oben ins Winkeleck. 1:1.

 

Zwei Minuten später Freistoß auf der anderen Seite nach Foul an Andreas. Entfernung: weniger als 20 m vom Tor, halbrechts - also musste ein Linksfuß ran. Paul hatte ja schon gegen die SpG Ilsenburg/Drübeck ein Traumtor aus derselben Entfernung erzielt. Und was einmal klappt, das klappt auch zweimal: Der Ball rauschte wieder hoch ins Torwarteck. Der Keeper hatte einen Schritt in die Mitte des Tores gemacht und deshalb überhaupt keine Chance. Doch selbst wenn er stehengeblieben wäre, hätte er diesen Ball kaum gehalten. 2:1 für TuS 1860 - Auswärtssieg in Sicht ... - doch Schönebeck hatte was dagegen. Jan ließ sich von seinem Gegenspieler an der Ecke des Strafraums wegdrängen, dann ein Doppelpass und der anschließende Schuss hoch ins linke Eck schlug unhaltbar zum 2:2 ein. Danach hatten die Schönebecker noch eine, ihre dritte und letzte Chance in Halbzeit 2, doch ein Flachschuss ging zum Glück links am Tor vorbei. TuS 1860 machte es wenig später besser. Kashi, ebenso wie Konstantin vom Trainerteam eingewechselt - auch um Ahmed und Lukas L. zu schützen, die x-mal gefoult worden waren -, setzte sich auf der rechten Seite durch. Seine Flanke versenkte Andreas zum 3:2-Siegtreffer. Es war durchaus mehr möglich: Jan wurde z.B. klar im Strafraum gelegt, zuvor schon Lukas L., der Schiri ließ es laufen. Dann eine Klasseflanke von Konstantin, die "Sitzriese" Benedikt, der ein tolles Spiel machte, nur deshalb nicht im Tor versenkte, weil er für diese Flanke schlicht 10 cm zu klein war. Macht nix - alles andere war Jubel über den Auswärtssieg.

 

Nach dem Spiel ein interessantes und freundschaftliches Gespräch mit einem 69-jährigen Trainer der Gastgeber, der herzliche Grüße an Bernd Cotte bestellte. Das, was da sonst noch war, ist Motivation für das Rückspiel, das gut ohne Nebel auskommt.

 

 

 

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