Es gibt Spiele, die man als Zuschauer ab einem bestimmten Punkt verloren gibt, die jedoch von der Mannschaft deshalb noch gewonnen werden, weil das Glück des Tüchtigen die eigene Anstrengung belohnt. So ein Spiel gewann TuS 1860 heute in Bismark.

Das erste Tor fiel (zu?) früh. Der Torwart der Gastgeber war bei einem langen Ball in die Spitze schneller am Ball als Tim, was sich aber als Nachteil erwies, weil er über den Ball schlug und damit Tim das Tor auf dem Präsentierteller servierte. Tim ließ sich nicht zweimal bitten: 1:0 für TuS 1860. Unsere Elf war zunächst klar überlegen; in der gesamten 1. Hälfte war SW Bismark auf einem holprigen, gelegentlich tiefen "Geläuf" nur einmal gefährlich vor dem Tor. Auf der anderen Seite wurden leider viele Torgelegenheiten teils überhastet vergeben. Jetzt schaltete sich der Schiri bemerkbar ins Spiel ein: Er entschied zunächst einmal richtig (und dann auch wieder falsch), denn nach einer Torwarteinlage im Strafraum, die einen klaren Treffer verhinderte, gab er Elfmeter (und nur die Gelbe Karte für den "Torhüter Nr. 2"). Den Elfer setzte Tim an den Pfosten. Und wie man ahnen kann: Dies war der Knackpunkt in einem Spiel, das unsere Mannschaft danach aus der Hand gab (aber zum Glück nur bis etwa 10 Minuten vor Schluss). Der Gastgeber schien jetzt besonders motiviert, manchmal auch übermotiviert, was nicht ohne Eindruck auf viele unsere Spieler blieb. Die spieltechnische Überlegenheit ging flöten, doch bis zur Halbzeit passierte in der Abwehr nichts gefährliches und es blieb bei der 1:0-Führung.

Das Spiel lief nach der Hälfte so, wie Trainer Ebert und auch die meisten von unseren Eltern es erwartet hatten: Taktik "rustikal" - bei Bedarf ging's mit beiden Beinen gestreckt in die Füße der Gegenspieler, oft ohne dass solche Foulspiele vom Schiri geahndet wurden. Oni soit qui mal y pense. Dennoch ergaben die wenigen Konter hochprozentige Gelegenheiten zum Ausbau der Führung. Die beste spielten Jonas, Max und Maximilian für Tim heraus, der den Ball jedoch über das vom Torwart bereits verlassene Tor hinweg schoss. Dann eine ganz besondere Szene: Der Schiri meinte, Philipp habe beim Abschlag schon die Strafraumlinie überschritten: Freistoß. Der Ball, von der Mauer abgefälscht, landete am Querbalken. Der Erleichterung folgte das Entsetzen, denn die nachfolgende Ecke landete über Umwege zum 1:1 im Netz. SW Bismark blieb am Drücker. Einen Freistoß fing der Torhüter ab, leitete einen gut vorgetragenen Angriff über die linke Seite ein, den der Außenstürmer an Philipp vorbei zur 2:1-Führung versenkte.

 

Vor meinem "geistigen Auge" hatte ich jetzt schon meinen Spielbericht vor Augen, der etwa nach dem Motto zu schreiben gewesen wäre "Wer vorne die Tore nicht schießt, der darf sich nicht beschweren, wenn ..." Dass ich dies nicht machen musste, war der Einstellung der Mannschaft zu danken, die sich ihrem (unverdienten) Schicksal nicht ergab. Zunächst vergab Benedikt, der ähnlich wie Leo zigmal am Boden lag, diesmal kämpferisch alles aus sich herausholte und stets versucht hat gegenzuhalten, eine hundertprozentige Chance. Dann spielten sich Maximilian und Max, der zwischenzeitlich seine Liberoposition aufgelöst hatte, mit doppeltem Doppelpass durch die Abwehr. Nur der Torwart konnte Maximilian noch stoppen, das gelang mit absichtlichem Handspiel (als letzter Mann) vor der eigenen 16-Meter-Linie. Reaktion des Schiris: nicht Rote Karte, wie im Regelwerk vorgesehen, sondern wieder nur Gelbe Karte. Aber dann folgte einer dieser seltenen Momente, wo einem die "Fußballgerechtigkeit" lacht. Max hämmerte den Freistoß unhaltbar unter die Latte. Wahnsinn. Doch noch ein Punktgewinn. Halt. Die Mannschaft jubelte nicht nur. Sie verzichtete auch darauf, die Standardformation wieder einzunehmen. Noch zwei Minuten. Man kann ja versuchen noch zu gewinnen: Und same procedure than last minute ... Maximilian dribbelte sich durch, konnte eigentlich schon den Torschuss versuchen, legte dann aber quer zu Max und der semmelte die Kugel aus sieben Metern flach und unhaltbar unten links in die Ecke. Und das in der Schlussminute. Dann zwei Minuten Nachspielzeit. Ein Freistoß noch, den Philipp sicher abfing.

Gewonnen.

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