Wenn man "fußballdienstlich" als Fahrdienst für die B-Jugend gebucht ist, müssen moderne Kommunikationsmittel her, will man über das Geschehen auf anderen Plätzen informiert sein. Noch sind wir nicht soweit, per mobiler Webcam oder Live-Blogging uns wechselseitig über den Spielverlauf der unterschiedlichen Mannschaften zu informieren. Aber die SMS tut's ja auch. Heute summte es reichlich oft auf Dennis' Telefon. Genau genommen zehnmal. Denn an der Zielitzer Straße gewann TuS 1860 das 1. Verbandsligaspiel ausgerechnet gegen den FCM mit sage und schreibe 8:2. Ein solches Ergebnis gegen den regionalen Referenzverein kommt nur alle jubel Jahre einmal vor.
Und nachdem, was Johannes mir vom Spiel berichtet hat, hat es folgende Gründe:
1. Tigers by TuS
Das Team von Mario Ebert und Jürgen Hönger hatte sich gut vorbereitet und war top eingestellt. Die Neulinge (und ihre Eltern) haben sichtlich Spaß am Fußball bei den "Tigers"; das war schon im Trainingslager in Osterburg zu sehen. In der ersten Runde im Landespokal gab's ein Freilos; die Vorbereitungsspiele wurden sehr deutlich gewonnen. Das Team will die tolle Saison 2010/11, die mit dem Meistertitel in der Landesliga 1 endete, fortsetzen. Es sind ja mit Maximilian, Jonas, Hendrik, Philipp oder Sönke einige aus der Stammelf der letzten Saison weiterhin im Team, die technisch-taktisch schon einiges drauf haben und mit den Neuzugängen aus der D-Jugend, die ja in der letzten Saison eine sehr gute Rückserie gespielt hatte, und aus anderen Vereinen jetzt ideal ergänzt werden. Dass an diesem Wochenende auch die C II von René Franke 5:2 gegen Jerichow gewann, macht das Fußballglück komplett.
2. Heimspiel
Der FCM tritt in der Landesliga mit einem jüngeren Jahrgang an, technisch beschlagen, aber (in den meisten Spielen, so auch heute) körperlich unterlegen. Die Mannschaft muss sich und wird sich einspielen. Im Landespokal zog das Team gegen Osterburg 5:6 den Kürzeren. Insofern war der Ansetzungstermin des Spiels in vertrautem Ambiente an der Zielitzer Straße für TuS 1860 ein Vorteil.
3. "Ich hab den Tag auf meiner Seite, ich hab' Rückenwind" (Peter Fox: Haus am See)
Fußball ist ein Mannschaftssport. Manchmal erlebt man Spiele, bei denen einer besonders heraussticht und die für ihn so laufen, dass sie unvergesslich bleiben. In Thale gebannt auf's Handydisplay schauend, konnten wir es erst nicht glauben: Die Treffer von Florian zum 1:0, 2:1, 3:1, 4:1, 5:1 und 8:2 zeigen, dass er ein richtiger Knipser ist (der bei Bedarf auch zwischen den Pfosten seinen Mann steht und vielleicht deshalb als Stürmer genau weiß, wie der Torwart "tickt"). Die sechs Tore sind übrigens auch ein schöne Bestätigung, dass die Entscheidung richtig war, im vergangenen Jahr eine C II an den Start zu bringen. Bei René Franke konnte Flori, der jahrelang bei TuS 1860 und dann auch mal bei Fortuna Magdeburg das Tor hütete, seine Qualitäten als Feldspieler entwickeln und im Sturm für sein Team ausspielen. Die Geschichte ist deshalb besonders bemerkenswert, weil Flori zwischendurch klaglos auch mal bei der B-Jugend der Tigers als Torwart aushalf, z.B. auch im Stadtpokalfinale gegen den MSV Börde zwischen den Pfosten stand.
4. Granatenstark
Wenn man einzelne Kinder über Jahre beim Fußball verfolgt, ihre (oft ganz unterschiedliche) Entwicklung beobachtet, auch Rückschläge wahrnimmt, dann freut es besonders, dass Tom, in der letzten Saison immer wieder von Verletzungen geplagt, gegen den FCM zwei "Buden" gemacht hat. Er wird für TuS 1860 noch viele Tore schießen; ich wüsste nicht, dass irgendjemand in seiner Altersklasse eine bessere Schusstechnik hat.
5. Dauerdruck
Fußball ist ein Laufspiel. Hoch interessant ist es, bei Kindern, die man gut kennt, zu beobachten, wie sie reagieren, wenn sich der "innere Schweinehund" meldet. Eine mögliche Folge: Man gibt sich zufrieden, wenn man in einem Spiel klar führt und diesen Vorsprung mit minimalem Aufwand verwalten und ins Ziel bringen kann. Dem war heute nicht so. TuS 1860 machte 2x35 Min. Druck, stand in der Abwehr gut, ging gleich in der 1. Minute in Führung, bekam ein Traumtor per Freistoß als Ausgleichstreffer, kam gleich zurück und dominierte dann fast durchgehend und schoss acht Tore, indem bei gegnerischem Ballbesitz früh gestört und der FCM damit an der Spielentwicklung gehindert wurde, um nach Ballbesitz möglichst zügig in Richtung des FCM-Tores zu spielen. Die Pässe kamen an, das Zusammenspiel sah schon richtig gut aus.
Konsequenz:
Stimmungslage: hervorragend. Tabelle nach dem 1. Spieltag: ausschneiden, laminieren, aufhängen und/oder archivieren.
Text: Johannes Kliche und Heiner Sprengkamp
Die Volksstimme über das Spiel der C-Jugend gegen den FCM: http://www.volksstimme.de/spor